Teil 5 - Sara: «Ich hätte gerne einen richtigen Job, eine eigene Wohnung»

Armutsbetroffene erzählen, wie sie die Corona-Krise bewältigen. So auch Sara, 44

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Dank der Sans-Papiers-Anlaufstelle die Miete bezahlen können. (Foto: Unsplash/Florencia Viadana)

Sara*, 44, Sans-Papier:

«Vor fünf Jahren bin ich aus meiner Heimat in Westafrika in die Schweiz gereist. Ich hatte damals ein Touristen-Visum, das nach zwei Wochen ablief. Zurück bin ich aber nicht. Ich wollte in Basel bleiben und mir eine neue Existenz aufbauen, ein normales und ruhiges Leben. Es kam anders. Ich stellte einen Antrag auf Asyl. Der wurde aber abgelehnt. Es gäbe keinen ausreichenden Grund, weil in meinem Herkunftsland ja kein Krieg und keine Krise herrscht. Ich habe in meiner Heimat eine Ausbildung in Kommunikation absolviert, aber keine Arbeit in meiner Branche gefunden.

In Europa erhoffte ich mir einen guten Job. Das geht aber als Sans-Papier nicht. Ich begann in Basel für Private zu putzen und kochen und habe manchmal auf Kinder aufgepasst. Das ist kein sicheres Einkommen. Ich wusste nie, wieviel Geld ich am Ende des Monats habe und konnte nichts zur Seite legen. In der Krise habe ich das deutlich zu spüren bekommen.

Es war schon vorher schwierig, aber ich habe seit Monaten keine Aufträge mehr. Die Sans-Papiers-Anlaufstelle hat mir in dieser Zeit ausgeholfen und gibt mir Geld, um meine Miete zu bezahlen und Essen kaufen zu können. Mit einem anderen Sans-Papier lebe ich in einer kleinen Wohnung in Kleinbasel. Für mein Zimmer zahle ich 400 Franken.

«Eines Tages werde ich meine Aufenthaltsbewilligung bekommen.»
Sara, 44

Ich habe keinen Mann oder Kinder und bin alleine in die Schweiz gekommen. Regelmässig telefoniere ich mit meiner Mutter. Auch vor Corona habe ich mich oft einsam gefühlt. Der Lockdown hat mir zusätzlich zugesetzt. Es fühlt sich nicht gut an, nicht arbeiten zu können.

Was mir geholfen hat, sind die Deutschstunden. Seit letzten Herbst mache ich einen Kurs, der auch in den letzten Monaten online weiterlief. Ich merke, dass ich Fortschritte mache und Hochdeutsch mittlerweile gut verstehe. Ich wünsche mir, ein anerkannter Teil dieser Gesellschaft sein zu können.

Das Asylsystem drängt Menschen wie mich in die Ecke. Ich hätte gerne einen richtigen Job, eine eigene Wohnung. Dafür brauche ich aber ein Visum.

Ich bin stolz darauf, dass ich schon immer hart gearbeitet habe und werde mich nicht unterkriegen lassen. Eines Tages werde ich meine Aufenthaltsbewilligung bekommen.»

*Um die Anonymität zu gewährleisten, wurde der Name geändert und das Herkunftsland nicht genannt

In einer Serie widmete sich Bajour dem Thema Armut in Basel. Dafür sprachen wir mit verschiedenen Menschen. In Teil 4 erzählte die junge Mutter Melissa von der Herausforderung, zwei Mädchen grosszuziehen und dabei eine Lehre zu absolvieren. Saras Geschichte ist der fünfte und letzte Teil.

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Bei Bajour als: Reporterin

Davor: Zürcher Studierendenzeitung, Republik und anderes

Kann: vertrauenswürdig, empathisch und trotzdem kritisch sein

Kann nicht: Still sitzen, es gut sein lassen, geduldig sein

Liebt an Basel: Die vielen Brücken, Kleinbasel

Vermisst in Basel: Das Meer

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