Begegnungsort oder Grünfläche?

Seit 2020 gibt es den Bio-Kiosk auf dem Allschwilerplatz. Ein beliebtes Angebot, das für viele im Quartier als Begegnungsort fungiert. Aufgrund der Umgestaltungspläne des Kantons muss der Kiosk vorerst weichen.

Niklaus Fäh vor dem Bio-Kiosk
Niklaus Fäh vor dem Bio-Kiosk (Quelle: Jan Soder)

Der Allschwilerplatz soll umgestaltet werden. So muss die Tramwartehalle weichen, damit die beiden Haltestellen behindertengerecht gestaltet werden können. Zudem sollen auch die Verkehrssicherheit, das Klimakonzept vom Kanton und mehr Begrünung berücksichtigt werden. Auch soll es neu auf beiden Seiten vom Regen geschützte Sitzgelegenheiten geben. Mitte April hat die Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission (Uvek) ein konkretes Konzept zur Zukunft des Platzes veröffentlicht. Der Grosse Rat will in seiner heutigen Sitzung darüber abstimmen.

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So soll der Allschwilerplatz umgestaltet werden.

Konkret soll das Layout des Platzes geändert werden. In der Mitte soll ein grosses Rechteck für Fussgänger*innen entstehen, um welches Autos und Velos fahren, während die Tramschienen quer durchgehen sollen. Auf den ersten Blick gar nicht so anders, als das bisherige Layout. Was aber wegfallen würde, sind die kleinen Verkehrsinseln, die es auf dem Platz hat – eine davon beherbergt den Bio-Kiosk, eine andere den Stadtgarten.

Ein beliebtes Angebot

Bio-Kiosk und Stadtgarten von Niklaus Fäh haben sich mittlerweile etabliert. Den Kiosk gibt es seit 2020 und den Garten seit 2022. Aber was bieten die beiden Angebote? Fäh erklärt: «Ursprünglichlichkeit zu geben, frisches Gemüse und Obst lokal einkaufen zu können.» Der Kiosk sei kurz darauf aber zu einem Begegnungsort fürs Quartier geworden, der den Zusammenhalt der Anwohner*innen gestärkt habe. «Zuerst wollten wir über drei Wochen testen wie das Angebot ankommt. Dann fand es einen solchen Anklang, dass wir es nicht einfach wieder schliessen konnten», so Fäh.

Während des Gesprächs mit Fäh wird klar: Die Leute im Quartier sind ihm wichtig. Er grüsst Passant*innen mit Namen, führt kleine Gespräche und gibt Auskunft. Und auch die Leute haben Freude am Laden. Frau und Herr Winkelmann, ein älteres Paar, sagen: «Der Kiosk ist auf jeden Fall wichtig. Wir essen ab und zu im Garten nebendran. So lernt man neue Leute kennen.»

Die Uvek sieht nun einen neuen Platz für Angebote wie den Bio-Kiosk oder den Stadtgarten auf sogenannten Mitwirkungsflächen vor. Dabei handelt es sich um die rotgestreiften Flächen auf der obigen Karte. Mit diesem Angebot an Interessierte, solle die aktuelle zeitlich begrenzte Zwischennutzung im neu gestalteten Allschwilerplatz weiterleben können, so die Uvek.

Der Bio-Kiosk bietet ein breites Sortiment an Gemüse und Obst an.
Der Bio-Kiosk bietet ein breites Sortiment an Gemüse und Obst an. (Quelle: Jan Soder)

«Der Platz ist jahrelang vor sich hin gemodert», sagt Virginia, eine weitere Passantin. Sie findet: «In den letzten Jahren ist einem der Kiosk und der Garten wirklich ans Herz gewachsen. Ich würde beides sehr vermissen.» Max arbeitet im Vorstadttheater, er sagt: «Es ist ein Miteinander und die Leute können zusammenkommen, das verbindet.» Fäh selber beschreibt die Dienstleistung gegenüber dem Quartier als sehr niederschwellig. «Manchmal handelt es sich um nichts weiter, als jemandem, der an der Tramstation wartet, um einen schönen Tag zu wünschen», sagt er. «Nach Plan der Uvek soll dieser Ort nun einfach verschwinden. Das finden wir sehr schade.»

Der neue Allschwilerplatz

Niklaus Fäh hofft aber weiterhin auf Zusammenarbeit. «Wir haben eine Visualisierung anfertigen lassen, die zeigt, wie der neue Bio-Kiosk aussehen könnte.» Dabei soll das alte Tramdach erhalten bleiben und ebenfalls als Grünfläche genutzt werden, während der Betrieb im Kiosk weiterläuft. Er wolle nicht als Opposition dastehen, sondern mit konstruktiven Lösungsansätzen auf den Kanton zukommen.

Von den Anwohner*innen im Quartier erhält Fäh ebenfalls Unterstützung. «Leute haben angeboten, etwas zu unterschreiben, woraufhin ich nach Leuten suchte, die mir beim Sammeln helfen. Zehn Unterschriften pro Botschafter*in war das Ziel. Mittlerweile habe ich über 250 Leute, die für mich sammeln gehen.» Was mit den Unterschriften geschehen soll, wird am 24. Mai im Rahmen eines Quartiertreffens besprochen. Klar ist jetzt schon, ein Referendum solle keines eingelegt werden, auch wenn sich der Kanton für den vorliegenden Plan entscheiden würde.

In einer ersten Version dieses Artikels fehlten Angaben der Uvek, die nun ergänzt wurden.

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