«Das soziale Basel ist unter Druck von rechts»

Der Kandidat der SP, Mustafa Atici, wird neu in die Regierung gewählt. Parteipräsidentin Lisa Mathys zeigt sich stolz über das Resultat. Für die Gesamterneuerungswahlen im Herbst ist sie zuversichtlich, dass das linke Lager am selben Strang zieht.

Lisa Mathys
Die SP-Präsidentin Lisa Mathys freut sich über das Resultat. (Bild: Ernst Field)

Lisa Mathys, Ihr Kandidat Mustafa Atici wurde gewählt. Haben Sie Angst, dass die SP den Sitz bei den Gesamterneuerungswahlen im Herbst wieder verlieren könnte?

Nein, ich habe keine Angst. Heute sieht man, welch grosses Vertrauen Mustafa Atici bei der Bevölkerung dieses Kantons geniesst. Man braucht heute kein absolutes Mehr, er macht es trotzdem. Ich glaube, es ist ein starkes Zeichen – auch gegen aussen, das geschätzt werden wird. Es ist ein wichtiger Moment für diesen Kanton, weil jetzt plötzlich durch seine Person ein so grosser Anteil der Bevölkerung auch in der Regierung repräsentiert wird. Das ist sehr gut fürs Klima in unserem Kanton. Ich bin überzeugt, dass er das im Herbst wird bestätigen können.

Einen Angriff der Grünen fürchten Sie nicht?

Wir teilen das gemeinsame Ziel, dass es eine linke Mehrheit in der baselstädtischen Regierung benötigt, so dass der Kanton noch schneller und besser bei unseren Anliegen vorankommt – zum einen Klimaerhitzung, Klimanpassungsmassnahmen, Netto-Null-Ziel, aber auch Gleichstellungsmassnahmen, soziale Anliegen. Das soziale Basel ist unter Druck von rechts, deshalb bin ich überzeugt, dass wir dieses Ziel gemeinsam mit den Grünen und auch der Basta teilen. An dem werden wir arbeiten. Bei Gesamterneuerungswahlen ist es anders als bei einer Ersatzwahl. Ich glaube nicht, dass die Grünen einen Sitz von uns angreifen würden.

Ist ein Fünferticket mit drei SP und je einmal Grün und Basta ein realistisches Szenario?

Das ist ein mögliches Szenario. Ab morgen gehen wir die Planung an. Wir haben immer gesagt, wir machen zuerst die Ersatzwahl. Danach haben wir die Ausgangslage und können zusammen die Folge verhandeln.

Mustafa Atici ist gewählt. Im Vorfeld sprach man darüber, dass die SP nur wenige fähige Kandidat*innen für den Sitz hat. Ist nun der Pool an guten Leuten geleert?

Ich staune immer noch über diese Einschätzungen und Aussagen, insbesondere aus dem gegnerischen Lager. Es ist herablassend, über einen Kandidaten, der bei den Nationalratswahlen über 20'000 Stimmen gemacht hat, zu sagen, es sei keine starke Kandidatur. Ich glaube, Mustafa hat allen bewiesen, dass nichts an dieser Erzählung dran ist. Schon im ersten Wahlgang holte er über 43 Prozent der Stimmen, trotz einer Grünen Gegenkandidatur. Man hatte ja im Vorfeld gemerkt, wie viele Leute von uns als mögliche Kandidaturen gehandelt wurden. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass wir in der SP ein grosses Glück haben, dass wir jederzeit für jede Vakanz super Optionen haben. Wir haben eine grosse, sehr aktive und engagierte Fraktion mit Spezialist*innen in allen Politbereichen. Ich kann diese Einschätzung nicht teilen.

Bei eienr nächsten Wahl würde dann Salome Hofer antreten?

Das müssen Sie Salome Hofer fragen. Antreten wollen und nominiert werden sind zudem zwei Sachen.

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Ernst hat als Praktikant bei Bajour gestartet, wurde dann vom Studieren abgehalten und als Trainee verpflichtet. Ernst ist mittlerweile aufstrebender Junior-Redaktor für Social Media. Wenn er nicht gerade mit dem rosa Mikrofon in der Stadt rumspringt, Glühwein testet oder Biber jagt, stellt er kluge Fragen in seinem Podcast «Ernsthafte Gespräche». 2024 wurde Ernst vom Branchenmagazin Journalist:in unter die «30 unter 30» gewählt.

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