Zeal & Ardor gewinnen …

... und der RFV Basel lässt sich nicht unterkriegen.

Zeal & Ardor gewinnen den Basler Pop-Preis 2020.
Zeal & Ardor gewinnen den Basler Pop-Preis 2020. (Bild: Samuel Bramley)

Der Basler Pop-Preis ist zurück! Nach zweijähriger Pause wurde am Donnerstagabend wieder ein*e Gewinner*in gekürt. Und um die Überraschung gleich vorweg zu nehmen: The Winner is Zeal & Ardor! Herzliche Gratulation an der Stelle. Auf die Band wird gleich noch mehr eingegangen – zuerst aber die Frage: Wie findet eine solche Preisverleihung momentan statt?

Natürlich Pandemie-konform und dafür einfallsreich. Nachdem den ganzen Nachmittag die Jury im Humbug getagt hatte, wurde ab 20 Uhr die tatsächliche Verleihung live auf YouTube übertragen. Also gemütlich gemacht mit Chips und alkoholfreiem Kaltgetränk und los geht's.

Die Moderatorin Lena Oppong begrüsste die Livestream-Schauenden im Humbug und fuhr schnell mit Jury-Mitglied James Gruntz im Auto los. Da wussten noch nicht mal Zeal & Ardor, dass sie gewonnen hatten, von allen anderen ganz zu schweigen. In deren Studio angekommen, wurde der Preis überreicht, hinterher hoffentlich gebührend gefeiert und da war der Livestream auch schon wieder vorbei. Diese Art der Preisverleihung war frisch und neu – es fehlte nur die hinterlegte Live-Musik.

Der rigide Staat und die dynamische Pop-Kultur

Warum verleiht man überhaupt einen Preis zu dieser Zeit – und dann noch per Livestream und informiert nicht einfach per Mail oder anderweitig? Alain Schnetz vom RFV Basel, der Austrägerin des Preises, hat eine klare Antwort: «Wir wollen zeigen, dass sich der RFV nicht unterkriegen lässt. Es muss weitergehen. Vor allem für die Szene ist ein solches Signal sehr wichtig. Ausserdem wollen wir zeigen, dass die ständigen Diskussion um die Relevanz des RFV hinfällig sind. Wir konnten gerade in der Zeit der Hilfsmassnahmen als nützliches Scharnier zwischen der staatlichen Seite und der wesentlich dynamischeren Pop-Kultur Übersetzungsleistungen bieten.»

Wie viel der Livestream tatsächlich in der Szene bewirkt hat, ist noch unklar. Der Preis jedoch, der hats in sich: 20'000 Franken hoch ist er dotiert.

Zurück also zur Preisträgerin selbst: Zeal & Ardor. Die Band, die einen Mix aus Black Metal und Gospel als Sound fährt, hat erst kürzlich mit der zur US-Präsidentschaftswahl veröffentlichten EP «Wake of a Nation», die ganz klar zu «Black Lives Matter» Stellung bezieht, für einiges an Furore gesorgt. Manuel Gagneux, künstlerischer Kopf hinter Zeal & Ardor, war übrigens im März der erste Gast in den Gärngschee Kultur-Streams. Hier gehts zum Throwback:

Zusätzlich zum Hauptpreis gibt es für alle Nominierten jeweils 4000 Franken. Nominiert waren der World Electronic Music-DJ Mehmet Aslan (hier sein DJ-Set im Boiler Room Istanbul), die Pop-Sängerin Anna Rossinelli (hier geht's zu ihrem neusten Musikvideo) und das Electro-Pop-Duo Klaus Johann Grobe (hier das sehr abgefahrene Video zu Discogedanken).

Der Anerkennungspreis geht mit 6000 Franken an Anthony Thomas für sein unermüdliches Musikschaffen der letzten 40 Jahre. Mit der neuen Auszeichnung «Spotlight» wird Steffi Klär mit 2000 Franken für ihre Hintergrundarbeit als Managerin, Clubbetreiberin und Networkerin gewürdigt.

  • Klaus Johann Grobe

    Die Nominierten Klaus Johann Grobe.

  • Anna Rossinelli

    Die Nominierte Anna Rossinelli mit ihrer Band.

  • Mehmet Aslan

    Der Nominierte Mehmet Aslan.

  • Anthony Thomas

    Anthony Thomas gewinnt den Anerkennungspreis.

  • Steffi Klär

    Der «Spotlight»-Preis geht an Steffi Klär.

Die Auszeichnung für Zeal & Ardor ist gleichermassen verdient wie erwartet. Jedoch kann berechtigt gefragt werden, ob nicht ein bisschen ein frischerer und jüngerer Wind möglich gewesen wäre, denn Zeal & Ardor haben den Preis immerhin bereits 2017 gewonnen. Wie dem auch sei, die Verleihung und die Nominierten haben gezeigt, wie lebendig die Basler Musikszene ist – und wie wichtig eine Würdigung dieser ist – gerade im Hinblick auf die Abstimmung zur «Trinkgeldinitiative» in einer Woche.

Wir freuen uns über Trinkgeld.
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    Inszenierung – Jörg Pohl
    Musikalische Leitung – Evelinn Trouble
    Bühne und Kostüme – Lena Schön,
    Helen Stein
    Mitarbeit Bühnenbild – Jan Vahl
    Lichtdesign – Roland Heid
    Dramaturgie – Kris Merken

    Elmira Bahrami
    Jan Bluthardt
    Barbara Colceriu
    Fabian Dämmich
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