… weil es meistens die junge Generation betrifft

Eine nationale Elternzeit würde Schweizer*innen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf helfen, schreibt Marie-Caroline Messerli, die Präsidentin der Jungen Mitte Baselland. In ihrer Kolumne spricht sie sich ausserdem für die Abschaffung der Heiratsstrafe aus.

Marie-Caroline Messerli
(Bild: zvg/Collage Bajour)

Als Präsidentin der Jungen Mitte BL setze ich mich für die Anliegen der jüngeren Generation ein und möchte ein Bindeglied zwischen der jungen Generation und den erfahrenen Politikern sein. Mir liegt die Politik sehr am Herzen, weil die Entscheidungen, die getroffen werden, in der Regel meine oder die mir nachfolgenden Generationen betreffen. Gerade deswegen ist es wichtig, dass wir mitentscheiden und mitbestimmen.

Schauen wir uns das am Beispiel der Elternzeit an, die vor allem für die 18- bis 40-Jährigen eine Rolle spielt. Es ermöglicht Eltern, sich um ihre Kinder zu kümmern und eine ausgewogene Work-Life-Balance zu erreichen. Und weil uns das Thema so wichtig ist, hat unsere Landrätin Patricia Doka-Bräutigam im Baselbiet eine Standesinitiative zur Einführung einer nationalen Elternzeit eingereicht. Damit fordern wir insgesamt 20 Wochen für beide Eltern zusammen. Der fixe Anteil der Mutter darf nach wie vor nicht weniger als die aktuell geltenden 14 Wochen betragen. Der fixe Anteil des Vaters muss mindestens 20 Prozent betragen. Und ganz wichtig ist, dass beide Eltern ihre jeweiligen Anteile flexibel beziehen können.

Foto_Messerli
Die Jungen haben das Wort

Was hat der politische Nachwuchs zu sagen? Im Wahljahr überlassen wir regelmässig den Jungparteien den Platz. Heute hat Marie-Caroline Messerli das Wort. Die Präsidentin der Jungen Mitte Baselland kandidiert im Herbst für den Nationalrat. Messerli ist Fachanwältin im Bereich Familienrecht.

Durch die nationale Elternzeit streben wir die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf an. Das ist nicht nur ein Schritt in die Richtung der Gleichstellung der Geschlechter, sie trägt auch wesentlich zu einer höheren Erwerbsquote von Müttern bei und ist deshalb aus volkswirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Ausserdem wird dadurch auch die Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt verringert.

Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die Verfügbarkeit von Kita-Plätzen. Die Schweiz hat in den letzten Jahren grosse Anstrengungen unternommen, um die Anzahl der Kita-Plätze zu erhöhen und die Qualität der Betreuung zu verbessern. Dennoch gibt es immer noch einen Mangel an Kita-Plätzen, insbesondere in Ballungsgebieten. Viele Eltern stehen vor dem Problem, keinen geeigneten Platz für ihre Kinder zu finden. Dies führt zu Stress und Unsicherheit, da Eltern oft gezwungen sind, alternative Betreuungsmöglichkeiten zu suchen oder ihre beruflichen Ambitionen zu reduzieren. Es ist wichtig, dass wir in den Ausbau der Kita-Infrastruktur investieren, um sicherzustellen, dass alle Familien Zugang zu hochwertiger Kinderbetreuung haben und damit gleichzeitig den Eltern ermöglichen, sich beruflich zu entwickeln und so dem Fachkräftemangel entgegenwirken und unsere Volkswirtschaft stärken.

«Als selbständige Unternehmerin weiss ich selbst, was für einen Spagat man zwischen Familie und Beruf oftmals machen muss.»
Marie-Caroline Messerli

Zur Stärkung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehört auch die Abschaffung der Heiratsstrafe. Das derzeitige Steuersystem benachteiligt verheiratete Paare im Vergleich zu unverheirateten Paaren oder solche in eingetragenen Partnerschaften. Die Abschaffung der Heiratsstrafe ist ein wichtiger Schritt, um Familien zu unterstützen und um sicherzustellen, dass alle, die eine Ehe schliessen wollen, dies unabhängig von finanziellen Überlegungen tun können. Das Steuersystem sollte so gestaltet sein, dass es Familien nicht finanziell benachteiligt, wenn sie sich für eine Heirat entscheiden. Eine faire Besteuerung von verheirateten Paaren ist entscheidend, um die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern und Familien zu unterstützen.

Als selbständige Unternehmerin weiss ich selbst, was für einen Spagat man zwischen Familie und Beruf oftmals machen muss. Deswegen wünsche ich mir, dass wir das Bewusstsein für die Bedeutung der Elternzeit schärfen und die Unterstützung für Eltern verbessern. Ich bin überzeugt, dass davon langfristig Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen profitieren und sich das positiv auf unsere Wirtschaft und Gesellschaft auswirkt.

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