SUVs zwangsverschrotten, Raffaela Hanauer?

Der Grosse Rat ist so jung wie nie. Unsere Community hat das nicht beeindruckt, sie hat fünf Jungpolitiker*innen knallharte Fragen geschickt. Heute: Schweres Geschütz einer Jungen Grünen.

Am tiefsten in unsere Erinnerung eingefräst hat sich die Bügelfalte auf der Hose von Mahir Kabakci, 25 Jahre alt, SP-Grossrat, Kleinbasler, mit dem Stilbewusstseins eines geschliffenen Säbels. Wenn schon die Jungen stilistisch mit derlei Geschütz auffahren, ist es dann mit der Hemdsärmligkeit der Sozialist*innen endgültig vorbei?

Von Äusseren aufs Innere schliessen: Ganz alter Hut. Aber wir können nicht anders, wir haben Videos gemacht 👀.

Jung und jetzt
Jung. Und Jetzt?

Zwischen dem 1. und 5. Februar erscheint an dieser Stelle jeden Tag ein Video mit den Grossrät*innen Annina von Falkenstein (LDP), Mahir Kabakci (SP), Raffaela Hanauer (GAB), David Trachsel (SVP) und Laurin Hoppler (GAB).

An einem launigen Donnerstag Ende Januar kamen im Bajour-Studio zu Kleinbasel fünf junge Grössrät*innen eingefedert. Der Start in die neue Legislatur steht vor der Türe und was wir vorhatten, war eine Art politisches Anschwitzen. Wer sind die Neuen, was halten sie aus?

Kurze Fragen. Ja oder Nein. Tempo, Risiko, Fallenstellen. 

Hat nicht geklappt. David Trachsel, Präsident der Jungen SVP Schweiz und für die SVP Basel-Stadt im Grossen Rat, meinte danach, er sei sich «von Debatten auf nationaler Ebene» also ganz andere Bandagen gewohnt. Er sei ein bisschen enttäuscht.

Enttäuschung, gutes Stichwort. Denn natürlich haben wir selbst in langen Bajour-internen Abendseminaren die moralphilosophische Frage gewälzt, ob die politische Annäherung an diese vielschichtigen Personae über Ja oder Nein-Fragen nicht direkt in den Höllenschlund der Volksverdummung führen muss. 

Schlussendlich überwog aber die Lust auf Schlagzeilen wie «Raffaela Hanauer will SUVs zwangsverschrotten» und darum wandten wir uns flugs an die Community mit der Bitte, uns Fragen zu schicken.

Und die Community, also du, sandte uns zauberhafte Fragen. Ob der Klimastreik eine Privilegiertenparty sei, Laurin Hoppler? Ob man Junggesell*innenabschiede in der Innenstadt endlich verbieten könne, Annina von Falkenstein?

Kann man, aber Annina von Falkenstein (LDP) wäre dagegen. Schade.

Die Ja oder Nein-Fragen variierten von Gast zu Gast. An den drei allerwichtigsten Fragen gab es aber kein Vorbei. Alle fünf mussten beantworten:

  • Warum sind Sie in der Partei, in der Sie sind?
  • Welches Ereignis hat Sie politisiert?
  • Was wollen Sie in den nächsten vier Jahren politisch unbedingt erreichen?
Wir wollen mit dir alt werden.
Bajour

Noch nie war der Grosse Rat so jung wie jetzt. Noch nie sassen so viele unter 30-Jährige in den Rängen, nämlich acht. Davon gehört niemand zur FDP, der Mitte, EVP oder GLP, darum waren die Parteien auch nicht zur Bajour-Party eingeladen. Kriterium für Bajour war: Unter 30 und noch nicht so bekannt. Fünf blieben übrig.

Dass zwei vom Jungen Grünen Bündnis da sitzen hat auch einen Grund: Das Grüne Bündnis (jetzt Grün-Alternatives Bündnis) hat bei den Wahlen vier Sitze gewonnen.

Wissen wir nach dieser Videoreihe, wie «die Jungen ticken»? Nein! Aber wir kriegen ein Gefühl dafür, wie sie denken, wie sie reden, wie sie aussehen. Irgendwann, während wir da so im Studio sassen und Mahir Kabakci blitzschnell auf die Frage reagierte, ob die Pharma zu enteignen sei, da hat sich bei uns eine interessante Einsicht ergeben.

Dass diese untrügliche Sicherheit, der Reflex, alles sagt.

Dass aber auch das Zögern, das Herumdrucksen und Winden nach einer Frage, der spontane Ausbruch eines Lachens und das Augenrollen – dass diese Reaktionen und damit eigentlich die Sprechlücke, das nicht-Reden, ebensoviel über das politische Denken dieser Leute sagt wie ihre Parolen.

Jung sind sie. Und jetzt? Wir bleiben weiterhin gespannt.

_

Ebenfalls zu empfehlen: Das Nichtwähler*innenparlament! 

In der letzte Bajour-Videoreihe haben wir den Kandidat*innen für den Basler Regierungsrat im Herbst 2020 eine Reihe von Fragen aus einer Suppenschüssel löffeln lassen. Die Fragen haben ausschliesslich Personen gestellt, die angeben, sich nicht an Wahlen zu beteiligen. Wahrscheinlich sind sie auch darum so lustig. Hier kommst du zur Videoreihe. 


Und wer noch mehr Lust hat auf Bajour Video-Content: Hier sind elf Konzertstreams straight outta erster Corona-Shutdown im Frühling 2020, unter anderem mit Manuel Gagneux von Zeal and Ardor.

Basel Briefing

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Themeninputs und Hinweise gerne an [email protected] . Twitter: @dan_faulhaber


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Bei Bajour als: Reporter und Redaktor

Hier weil: da habe ich die Freiheit, Neues anzupacken und unkonventionell zu arbeiten, ohne über sieben Hierarchiehürden zu springen. Das ist toll. Gleichzeitig macht diese Freiheit natürlich Angst, und das wiederum schweisst zusammen. Darum bin ich auch hier. Wegen des Teams.

Davor: Bei der TagesWoche und davor lange Jahre an der Uni mit Germanistik & Geschichte.

Kann: Ausschlafen.

Kann nicht: Kommas.

Liebt an Basel: Die Dreirosenbrücke. Das Schaufenster des Computer + Softwareshops an der Feldbergstrasse Ecke Klybeckstrasse. Das St. Johann. Dart spielen in der Nordtangente. Dass Deutschland und Frankreich nebenan sind.

Vermisst in Basel: Unfertigkeit. Alles muss hier immer sofort eingezäunt und befriedet und geputzt werden. Das nervt. Basel hat in vielem eine Fallschirmkultur aus der Hölle. Absichern bis der Gurt spannt. Ich bin schon oft aus Versehen eingeschlafen.

Interessensbindung: Vereinsmitglied beim SC Rauchlachs.

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