Gut gemeint, reicht aber nicht

Das Klimagesetz, über welches das Schweizer Stimmvolk am 18. Juni befindet, verursache vor allem Kosten, die den Mittelstand und sozial Schwache hart treffen würden, meint die Baselbieter SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger in ihrer Kolumne.

Sollberger2
Bei der Umsetzung des Klimagesetzes dürften vor allem Mieten steigen, weil grosse Investitionen nötig werden.

Wie so oft in der Politik sind Ideen und Lösungsvorschläge zwar gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht. Selten wird gefragt, was das Ganze kostet oder wer es bezahlt. Selten wird berücksichtigt, was für Konsequenzen ein Vorstoss im Parlament hat für verschiedene Branchen und Bevölkerungsschichten. Weil es vermeintlich gut gemeint ist, findet das Anliegen allenfalls eine Mehrheit. Und erst im Nachhinein merkt man, was man angerichtet hat. Dann zu korrigieren, wird oft teuer und kompliziert. Der Schaden, der bereits angerichtet ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.

So sieht es nun auch beim neuen KIG aus. Das ist das neue Klima- und Innovationsgesetzt, über welches wir am 18. Juni 2023 abstimmen. Doch in diesem Gesetz ist weder Klima noch Innovation drin. Es verursacht vor allem Kosten. Das sind Kosten, welche die ganze Bevölkerung, insbesondere den Mittelstand und sozial Schwache, hart treffen werden. Schon heute erleben wir eine Teuerung im Alltag: Krankenkassen und Nahrungsmittel kosten jedes Jahr mehr. Bei der Umsetzung des Gesetzes dürften vor allem Mieten steigen, weil grosse Investitionen nötig werden. Es wird mit Milliarden Franken gerechnet, die in neue Infrastrukturen gebuttert werden müssen, um das Gesetz umsetzen zu können. Diese Mehrkosten werden auf die Mieten fallen und somit uns alle betreffen. Gleiches gilt für die Mobilität. Reisen wird teurer werden. Es darf aber nicht sein, dass Mobilität zu einem Luxus-Gut wird. Soziale Spannungen sind dabei vorprogrammiert.

Sandra Sollberger, SVP-BL, wartet auf ihren Einsatz, an der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 30. Mai 2022 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Zur Person

Was haben unsere Vertreter*innen in Bern zu sagen? Im Wahljahr überlassen wir regelmässig unseren nationalen Politiker*innen den Platz. Heute SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger, sie ist zudem Mitglied des Parteileitungsausschusses. Um das Baselbiet vorwärts zu bringen, möchte sie auf Unternehmertum, Sicherheit und Engagement setzen. In Bundesbern sitzt sie in der Finanz- sowie der Verkehrskommission ein. Die Zeit zwischen den Sessionen und den Kommissionen nutzt sie für die Arbeit in ihrem Malerbetrieb. Sollberger ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern.



Weiter geht es aber auch um Arbeitsplätze und Löhne. Wenn Unternehmen sparen sollen, weil sie ebenfalls viel investieren müssen in etwas, das nicht nötig ist, dann haben sie kein Geld mehr für neue Stellen oder höhere Löhne. Im schlimmsten Fall bauen sie Stellen ab und müssen die Löhne reduzieren. Wie schon gesagt, irgendjemand wird die Kosten dieses Gesetzes tragen müssen.

Der Ursprung des Problems liegt darin, dass das Gesetz nicht sagen kann, wo der viele Strom herkommen soll, der dafür benötigt wird. Ich finde auch, dass wir mehr Elektrifizieren können und sollen. Ich bin auch dafür, dass wir erneuerbare Energien ausbauen. Aber das Tempo muss der Menge des verfügbaren Stroms angepasst werden. Es muss so passieren, dass wir die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen können. Nebenbei kommen die meisten Technologien und Materialien für Klimatechnologien heute aus China – wir sind also bereits enorm abhängig. Zudem haben wir ja heute schon knapp Strom. Es gibt keinen Plan, wie wir die Versorgungssicherheit gewährleisten. Und das ist gefährlich. Wir werden so vom Ausland und einzelnen Akteuren abhängig. Letztes Jahr haben wir gemerkt, dass das keine gute Idee ist. Die Verknappung heisst aber auch, dass die Ressource Strom teurer wird. Oder wir haben dann tatsächlich zu wenig davon. Wieviel in unserem Leben von Strom abhängig ist, sind wir uns selten bewusst. Der öffentliche Verkehr, unsere Kommunikation mit Natels, der Kühlschrank, die Lebensmittelversorgung und vieles mehr. Auch gibt es viele Unternehmen, die nicht mehr arbeiten können mit zu wenig Strom. Das hat ebenfalls soziale Konsequenzen. Keine Arbeit, heisst, keine Einnahmen, heisst auch weniger Geld für Löhne und Arbeitsstellen.

Wenn Unternehmen sparen sollen, weil sie ebenfalls viel investieren müssen in etwas, das nicht nötig ist, dann haben sie kein Geld mehr für neue Stellen oder höhere Löhne.
Sandra Sollberger, Baselbieter SVP-Nationalrätin

Für mich bedeutet das, dass ich dieses Gesetz nicht mit gutem Gewissen annehmen kann. Zu viele Risiken und Nebenwirkungen sind damit verbunden. Solange kein konkreter Plan dahintersteckt, wäre es fahrlässig in diesem Tempo in diese Richtung zu fahren. Hohe Kosten und grosse Abhängigkeiten sind für mich nicht hinnehmbar, zumal es vor allem die einfache Bevölkerung und sozial Schwachen treffen wird, die sich dann Mobilität oder die Wohnung nicht mehr leisten können, nur weil wir es gut gemeint, aber nicht alle Konsequenzen bedacht haben. Wir müssen verantwortungsvoll und clever voranschreiten, da bin ich dabei. Aber das Gesetz geht mit der Brechstange und blind voran. Deshalb sage ich Nein zu diesem Gesetz und bitte Sie das ebenfalls zu tun.

Herz Tanz
Schenkst du uns dein Herz?

Werde Member und unterstütze Bajour.

Basel Briefing

Das wichtigste für den Tag
Jetzt Abonnieren
Jetzt Member Werden

Das könnte dich auch interessieren

Conradin Cramer, President of the Government of Basel-Stadt, is made up for an interview after the press conference on the staging of the Eurovision Song Contest (ESC) 2025, in Basel, on Friday, August 30, 2024. The ESC 2025 will be held in Basel. This was announced today by the SRG. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

David Rutschmann am 24. September 2024

Grüssaugust, Mieterschreck, Klimaschnägg?

Conradin Cramer ist der erste bürgerliche Regierungspräsident. Er inszeniert sich als entscheidungsfähig und hat mit dem ESC nun die beste Möglichkeit, sich und Basel gut aussehen zu lassen. In der Verwaltung eines Dauerkrisendepartements scheint derweil Ruhe eingekehrt zu sein.

Weiterlesen
Anne Hänggi und Patrick Schmutz

Jelena Schnüriger am 11. September 2024

Mehr Grün statt grau

Mit «Green is the New Grey» wollen Anne Hänggi und Patrick Schmutz eine grünere Stadt schaffen und Hauseigentümer*innen in Basel dazu auffordern, ihre Vorgärten und Fassaden zu begrünen.

Weiterlesen
Stefan Suter 2024

Michelle Isler,Ina Bullwinkel am 03. September 2024

«Ich entscheide, was ich für gut oder recht befinde»

Im Interview erfährt Bajour vor allem, was SVP-Regierungskandidat Stefan Suter nicht ist, was er alles rückgängig machen würde, wieso er dankbar für die 10-Millionen-Initiative ist, obwohl er die Zuwanderung von Arbeitskräften befürwortet und weshalb das nächste Mal lieber er die Fragen stellt.

Weiterlesen
Rosmarie Wydler-Waelti, co-presidente des Ainees pour le climat et Anne Mahrer, co-presidente des Ainees pour le climat et l'equipe des avocats dont Raphael Mahaim, attendent la Presidente de la Cour Siofra O'Leary, lors de la publication de la decision de La Grande Chambre de la Cour europeenne des droits de l'homme suite a la requete deposee par les Ainees pour le climat Suisse (Klimaseniorinnen Schweiz) lors d'une audience publique devant La Grande Chambre de la Cour europeenne des droits de l'homme (CEDH) le mardi 9 avril 2024 a Strasbourg en France. La Cour europeenne des droits de l'homme (CEDH) a condamne ce mardi la Suisse pour violation de la Convention des droits de l'homme, donnant raison a l'association "Ainees pour le climat" qui attaquait l'inaction de la Suisse face au changement climatique. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)

Valerie Wendenburg am 29. August 2024

«Uns geht es darum, die Leute weiterhin aufzurütteln»

Der Bundesrat will dem Urteil des Europäischen Gerichtshof für Menschen­rechte im Prozess der Klimasenior*innen nicht folgen. Die Klimasenior*innen sind «masslos enttäuscht» und rufen zu einer spontanen Protestkundgebung in Basel auf, wie Rita Schiavi Schäppi im Interview sagt.

Weiterlesen
Nationalrätin Sandra Sollberger

Kommentare