Guy Mandon und seine Plattentaufe für die Internetgött*innen

Ein Blick hinter die Kulissen eines aussergewöhnlichen Konzerts bei Gärngscheekultur mit viel Glitzer und einem Grande Finale, wie es die Welt noch nie gesehen hat. Fotos: Sara Barth.

LIVE-EVENT-BAJOUR-GUY-MANDON-PHOTO-SARA-BARTH-A2644
Eine Plattentaufe wie aus einer anderen Welt: GIF_X im Livestream bei Gärngscheekultur.

Das ist womöglich leicht übertrieben, das mit der Welt. Aber für unsere Massstäbe, die wir über die vergangenen Streams in Sachen Setting und technischem Aufwand immer noch ein wenig weiter nach oben verschoben haben, für unsere Massstäbe war diese Plattentaufe von GIF_X mit und auch dank Guy Mandon ein absolutes Feuerwerk. 

Hier ein paar Funkenschläge aus der Produktion:

LIVE-EVENT-BAJOUR-GUY-MANDON-PHOTO-SARA-BARTH-A2648
Guy Mandon in blau

Wie wir Tage zuvor diese Halle betraten und Lucien Mantandon, wie Guy Mandon mit bürgerlichem Namen heisst, beim Anblick des Padelcourts in dieser ganzen rohen Kabel- und Leitungsrohre-Ästhetik sofort dieses Leuchten in den Augen hatte. «Das ist ein Spieler», sagte all-you-can-Möglichmacher Elias Buess später, kurz vor dem Konzert. «Der ist auch einer, der hingeht und sich einen Ort besieht und sofort überlegt, wie er mit all dem etwas Schönes schaffen kann.»

Wenn der Spieltrieb bei Gärngscheekultur erst einmal kickt, dann wirds meistens richtig aufwendig.

Aber weil alle denken, sie hätten in erster Linie Spass und weil jede*r aus ihrem Metier, dem Licht, dem Ton, dem Kamerabild das absolute Maximum herauskitzeln will, fühlt sich diese laserfokussierte Parforceleistung in den Tagen und Stunden vor diesem Livestream nicht an wie die harte Arbeit, die sie ist. Sondern wie in Zuckerwatte baden am Sunset Beach. 

Stimmt doch, oder? An die Techniker Tim Ferns, Lichtfrau Anna Dippert, Kamera-Ninja Martin Schaffner und die IT-Schattenwerker Livio und Flavio Spaini: Wir verneigen uns vor euch. 

IMG_8012
Wenn der Spieltrieb kickt, wirds erst einmal richtig ansteckend. Dann anstrengend.
LIVE-EVENT-BAJOUR-GUY-MANDON-PHOTO-SARA-BARTH-A2696

Zehn Minuten vor Live. Mittwochabend, 20:05 Uhr. Nackte Panik. Der Laptop von Keyborder Christoph Boner ist abgestürzt, alle Set-Projekte sind weg. Guy Mandon ruft «Problem!», aber hinter ihren Geräten sind da alle schon so nervös, dass das irgendwie keiner mehr mitkriegt. Den Laptop neu starten. Geht wieder. Countdown abzählen. «Sehr verehrtes Publikum, herzlich willkommen zur achten Ausgabe von Gärngscheekultur» in die Kamera sagen.  

Wenn das X in Gif_X für das Kerngefühl dieser Plattentaufe stünde, wie dann die Platte hiesse, wollen wir von Guy Mandon wissen. «Aufgeregt. Ich bin ziemlich aufgeregt», sagt Mandon.

LIVE-EVENT-BAJOUR-GUY-MANDON-PHOTO-SARA-BARTH-A2537
Das Tenü des Moderators war als Ausblick auf des Ende des Konzerts auf dem Padel-Court gedacht. Ob die Message ankam, steht ausser Frage, denn: Zum Schluss des Streams waren so viele Zuschauer*innen dabei, wie nie zuvor.
IMG_8013
Die Welle zeigt das Zuschauerinteresse auf einem der Streams auf Facebook. Zum Schluss kommt der Peak.

Es ist magisch zu sehen, mit welcher Konzentration Guy Mandon, Luca Glausen und Christoph Boner ihre Stücke feiern. Diese Sorgfalt, diese Liebe für präzise Übergänge, dieser spürbare Stolz, zeigen zu können, wofür diese Musiker so lange geprobt, woran sie so lange gefeilt hatten – all das wirkt jetzt, wo Live-Konzerte so sehr fehlen, irgendwie noch krasser und trotz Livestream ungefiltert und direkter in alle empfindsamen Zellen hinein.

Bildschirmfoto 2020-04-23 um 16
Unterdessen, drüben unter dem Livestream auf Facebook.

Neun Songs spielt die Band. Dann steht Mandon auf, winkt die Zuschauer*innen durch die Kamera zu sich heran, geht mit Glausen und Boner die Treppe hinab auf den Padel Court. Und spielt dort, im Kunstnebel, sein letztes Lied, unser Lieblingslied «S läbe isch en Stream». 

Der Spendebaromenter steht bei 2'252 Franken. Dann gibts Champagner.

LIVE-EVENT-BAJOUR-GUY-MANDON-PHOTO-SARA-BARTH-A2790
LIVE-EVENT-BAJOUR-GUY-MANDON-PHOTO-SARA-BARTH-A2804
LIVE-EVENT-BAJOUR-GUY-MANDON-PHOTO-SARA-BARTH-A2833

__________

Alle Fotos: Sara Barth. 

Basel Briefing

Das wichtigste für den Tag
Jetzt Abonnieren
Jetzt Member Werden

Das könnte dich auch interessieren

Titelbild Skip

Ernst Field am 26. September 2024

«Ich arbeite, damit ich meinen Traum leben kann»

Der Basler Musiker Skip redet mit Ernst Field über die Balance zwischen Musik und seinem Beruf als Lehrer, die Herausforderungen der Gratiskultur in Basel und beantwortet Fragen seiner Fans.

Weiterlesen
Conradin Cramer, President of the Government of Basel-Stadt, is made up for an interview after the press conference on the staging of the Eurovision Song Contest (ESC) 2025, in Basel, on Friday, August 30, 2024. The ESC 2025 will be held in Basel. This was announced today by the SRG. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

David Rutschmann am 24. September 2024

Grüssaugust, Mieterschreck, Klimaschnägg?

Conradin Cramer ist der erste bürgerliche Regierungspräsident. Er inszeniert sich als entscheidungsfähig und hat mit dem ESC nun die beste Möglichkeit, sich und Basel gut aussehen zu lassen. In der Verwaltung eines Dauerkrisendepartements scheint derweil Ruhe eingekehrt zu sein.

Weiterlesen
NAUTIKA Tanz-GIF BajourBeat

Jan Soder am 23. September 2024

NAUTIKA – «Marseille»

Das neue Basler Indie-Pop-Trio tischt zum Sommerende eine einfache, aber eingängige «Ode an den Süden» auf, die im Winter entstanden ist, und verspricht noch mehr davon.

Weiterlesen
Mann ist Mann, Schauspiel, von Bertolt Brecht, Musik von Paul Dessau, Theater Basel, September 2024, Foto Lucia Hunziker



    Inszenierung – Jörg Pohl
    Musikalische Leitung – Evelinn Trouble
    Bühne und Kostüme – Lena Schön,
    Helen Stein
    Mitarbeit Bühnenbild – Jan Vahl
    Lichtdesign – Roland Heid
    Dramaturgie – Kris Merken

    Elmira Bahrami
    Jan Bluthardt
    Barbara Colceriu
    Fabian Dämmich
    Sven Schelker
    Julian Anatol Schneider
    Hanh Mai Thi Tran
    Live-Musik – Evelinn Trouble

Felix Schneider am 21. September 2024

Mann o Mann

«Mann ist Mann» heisst das Stück von Bertolt Brecht, das in Basel gezeigt wird. Es handelt davon, wie man aus einem Menschen einen Soldaten macht. Das soll ja heute wieder öfter vorkommen. Eine ernste Angelegenheit? Ja, aber lustig!

Weiterlesen
Fauli

<a href="https://www.trust-j.org/30002" target="_blank"><img src="https://www.trust-j.org/fileadmin/templates/layout/img/trustj-logo.png" width="150" /></a>

Themeninputs und Hinweise gerne an [email protected] . Twitter: @dan_faulhaber


_

Bei Bajour als: Reporter und Redaktor

Hier weil: da habe ich die Freiheit, Neues anzupacken und unkonventionell zu arbeiten, ohne über sieben Hierarchiehürden zu springen. Das ist toll. Gleichzeitig macht diese Freiheit natürlich Angst, und das wiederum schweisst zusammen. Darum bin ich auch hier. Wegen des Teams.

Davor: Bei der TagesWoche und davor lange Jahre an der Uni mit Germanistik & Geschichte.

Kann: Ausschlafen.

Kann nicht: Kommas.

Liebt an Basel: Die Dreirosenbrücke. Das Schaufenster des Computer + Softwareshops an der Feldbergstrasse Ecke Klybeckstrasse. Das St. Johann. Dart spielen in der Nordtangente. Dass Deutschland und Frankreich nebenan sind.

Vermisst in Basel: Unfertigkeit. Alles muss hier immer sofort eingezäunt und befriedet und geputzt werden. Das nervt. Basel hat in vielem eine Fallschirmkultur aus der Hölle. Absichern bis der Gurt spannt. Ich bin schon oft aus Versehen eingeschlafen.

Interessensbindung: Vereinsmitglied beim SC Rauchlachs.

_




Kommentare