Ein Streifzug durch Basels grusligste Orte

Auf Besuch bei spukenden Nonnen, warnenden Leichen und jammernden Geistern.

Halloween
Dieses fotogene Skelett hat sich freundlicherweise bereit erklärt, uns für diesen Text Modell zu stehen.

Dieser Artikel erschien zum ersten Mal am 31. Oktober 2020. Aber Gruselgeschichten gehen immer und deswegen wollen wir sie dir auch an diesem Halloween nicht vorenthalten und dich das Fürchten lehren! Muhaahahaha.

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Ende Oktober ist es höchste Zeit, um sich ein bisschen zu gruseln. Klar geht das auch mit einer Netflixserie über viktorianische Gespenster in England, aber am besten fürchtet es sich mit Gespenstern, die direkt vor deiner Haustür auf dich warten. Wir liefern dir zu Halloween eine Auswahl der unheimlich-schönsten Gruselgeschichten aus Basel. 👻Licht aus!

Das Hausgespenst vom Äbtischen Hof


Halloween

Starten wir beim Claraplatz im Kleinbasel, wo bis 1951 der Äbtische Hof stand. Als dieses stattliche Haus noch bewohnt wurde, gab es da einen Hausgeist. Einen richtigen, wie man sich das vorstellt. Es handelte sich dabei um den «Grauen», der immer wieder der Familie Schetty, die das Haus im 19. Jahrhundert bewohnte, in altfränkischer Tracht mit Zopfperücke erschien.

Er bevorzugte es, sich ohne Geräusch im Schlafzimmer der beiden Töchter zu materialisieren, wurde aber manchmal auch von schlechter Laune erfasst. Dann lärmte er vorzugsweise auf dem Dachboden des Hauses herum und brachte die Familie mit lautem Rumoren um ihren Schlaf.

Nach seinem Tod soll auch Familienvater Joseph Schetty als Hausgeist am Äbtischen Hof unterwegs gewesen sein, wo er einer putzenden Dienstmagd in seinem Arbeitszimmer erschien.

Die Gruselnonnen vom Kingentalkloster


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Bevor in Kleinbasel am Rheinufer die Kaserne erbaut wurde, stand an ihrer Stelle das Klingentalkloster. Teile davon sind heute noch im rechten Flügel der Kaserne erhalten, und auch die Kapelle steht noch. Anscheinend gibt es vom Kloster aber noch mehr Überbleibsel als alter, roter Stein: Auch die Bewohnerinnen des Klosters selbst sind uns erhalten geblieben.

Die Nonnen des Klingentalklosters waren nicht unbedingt das, was man als gottesfürchtig bezeichnen würde: Es handelte sich dabei oft um reichere Damen aus gutem Hause, die mit ihren Bediensteten und Luxusgütern ins Kloster einzogen, um dort als Nonnen eine der einzigen Möglichkeiten auszuschöpfen, die Frauen im 12. und 13. Jahrhundert eine Bildung erlaubte. Um die Klingentalnonnen rankten sich die übelsten Gerüchte: Über wilde Feste, Affären mit Männern und uneheliche Kinder, die von den Nonnen im Rhein ertränkt wurden.

In den übrig gebliebenen Teilen des Klosters sind die aufmüpfigen Nonnen auch heute noch anzutreffen. Allerdings weniger fröhlich als zu Lebzeiten: Die ehemaligen Mieter*innen der Kunstateliers im rechten Kasernenflügel berichten von Nonnen im traditionellen Gewand, welche in den Gängen umherwandeln und für ihre verlorenen Kinder beten.

Früher kamen auch die dort einquartierten Soldaten auf ihre Kosten: Das Singen und Beten aus der Klosterkapelle war in regelmässigen Abständen auch 300 Jahre nach dem Auflösen des Klosters so laut, dass die Polizei mehrmals wegen Lärmbelästigung gerufen wurde. Auch diese einquartierten Soldaten haben nebst den Nonnen heute ihre Spuren hinterlassen: Während dem noch andauernden Umbau der Kaserne wurden 29 Skelette auf dem Gelände gefunden. Der Vermutung nach handelt es sich dabei um Soldaten, die einem Ausbruch der Spanischen Grippe zum Opfer gefallen sind und nach ihrem Tod auf dem Kasernenareal verscharrt wurden.

Extra: Die Hexen beim Käppelijoch


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Etwas weniger amüsant als der Rest der gesammelten Geschichten mahnt uns ein Denkmal am Käppelijoch auf der mittleren Brücke an die 29 Menschen, meist Frauen, die im 15. und 17. Jahrhundert in Basel als Hexen hingerichtet wurden.

Während über die ersten Hinrichtungen nicht viel bekannt ist, sind die Fälle ab 1450 durch alte Rechnungen und Gerichtsdokumente gut nachvollziehbar. Einige der Verurteilten wurden am Kopfabheini auf dem Scheiterhaufen verbrannt. So etwa Greta Fröhlicherin, die dem sogenannten «Hexendoktor» Hans Müller von Fürenfeld zum Opfer fiel, nachdem er sie auf seiner Durchreise in Basel als Hexe «identifiziert» hatte.

Die meisten der Verurteilten wurden jedoch mit Steinen beschwert vom Käppelijoch auf der mittleren Brücke gestossen. Dabei handelte es sich um die weit verbreitete Wasserprobe: Schwamm die Beschuldigte nach ihrem Fall im Fluss oben auf, war sie eine Hexe, sank sie auf den Flussgrund, war sie unschuldig. Obgleich einige der Angeklagten die Probe überlebten, starben die meisten im Rheinwasser, Sekunden nachdem ihre Unschuld nach Wasserproberegeln feststand.

Zum Käppelijoch gibt es keine Geistergeschichte, sondern die uns bekannten Namen derer, die als Hexen beschuldigt wurden und deswegen gestorben sind:

Susanna Schaubin, Maria Holzerin, Barbel Schinbeinin, Margareth Vögtlin, Margareth Pürsterin, Ursel Zymmermennin und die Moenin.

Die Geister vom Münster-Friedhof


Halloween

Der Kreuzgang im Basler Münster wurde nach seiner Erbauung im 15. Jahrhundert jahrhundertelang als Friedhof für das gehobene Bürgertum benutzt, wovon die Steinplatten mit den Namen der Verstorbenen immer noch zeugen. Es wird niemanden überraschen, dass sich darunter auch einige Bürger finden, die sich heute immer noch im Kreuzgang herumtreiben.

Das wäre einmal der Bäcker und begnadete Zeichner Emanuel Büchel, der übrigens seiner Zeit auch einmal den «Tod zu Basel» am Totentanz restauriert hat. Der Legende nach wurde er aus Versehen lebendig im Kreuzgang begraben und erstickte tragisch in seinem Grab. Besucher und Passantinnen erzählen von einem Jammern und einem Kratzen, welches aus Emanuel Büchels Grab kommen soll, als würde der gute Herr immer noch versuchen, seinem Tod zu entkommen.

Ein weniger angenehmer Zeitgenosse war Schnyyder Hagebach, der zu Lebzeiten in dreckige Geschäfte verwickelt gewesen sein und seine Frau und Kinder geplagt haben soll. Obwohl auch er im Kreuzgang begraben werden durfte, ist der Schnyyder auch in seinem Tod ein hässiger Geselle und verteilt im Kreuzgang ab dem frühen Abend grosszügig Ohrfeigen an Besuchende.

Der kopflose Schwindler vom Heuberg


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Im Jahr 1544 tauchte in Basel ein niederländischer Glasmaler mit seiner Familie auf. Dieser Herr namens Jan van Brügge war mit seiner Familie aus religiösen Gründen aus seinem Heimatland geflüchtet und bat nun in Basel um ein Bleiberecht.

Da van Brügge ein hübsches Sümmchen Geld mitgebracht hatte, durfte er mit seiner Familie in der Stadt leben und wohnte jahrelang als gut angesehener Bürger im Spiesserhof am Heuberg. Einige Basler*innen zweifelten an seinen Geschäften, weil van Brügge nie zu arbeiten schien. Aber da er der Stadt und den Bewohnern grosszügig Geld spendete, wurden diese Zweifel nie laut. Van Brügge und seine Familie blieben bis zu seinem Tod 1556 in Basel, wo er in der Leonhardskirche begraben wurde.

Drei Jahre nach seinem Tod zogen zwei niederländische Handelsmänner durch die Stadt. Sie suchten nach ihrem Landsmann David Joris, der in seinem Heimatland eine Sekte aufgebaut hatte und in die Schweiz geflüchtet war, nachdem man seine Taten entdeckt und ihn der Ketzerei beschuldigt hatte.

Dein Licht im Nebelschwaden.
Bajour

Sehr bald verstand man, dass es sich bei David Joris um niemand Anderen als den Glasmaler-Darling Jan van Brügge handelte. Als die damalige Basler Regierung von diesem Skandal erfuhr, wurde sofort ein Befehl erlassen, um David Joris aus seinem gediegenen Grab in der Leonhardskirche zu entfernen. Dies wurde auch getan, doch damit nicht genug – Joris’ nun drei Jahre toter Körper wurde durch die Stadt zum offiziellen Hinrichtungsort am «Kopfabheini» getragen (Funfact: Dort befindet sich heute der Zolli-Parkplatz), wo der Gute post mortem hingerichtet und ihm der Kopf abgeschlagen wurde. Um sicherzugehen, dass Joris wirklich supertot war, wurde sein Körper danach verbrannt und seine Asche in den Rhein geschüttet.

Joris ist über dieses Schicksal natürlich nicht sehr erfreut und spukt deswegen immer noch in seinem ehemaligen Heim im Spiesserhof herum, wo sich Türen von selber öffnen und schliessen, lautes Knarzen und Schritte zu hören sind, und Joris auch schon höchstpersönlich mit seinem Kopf unter dem Arm gesehen wurde.

Wer sich den Schwindler übrigens selber einmal anschauen möchte, braucht nicht weit zu gehen – im Kunstmuseum Basel hängt bis heute ein Porträt von ihm.

Die Pestskelette vom Totentanz


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Unsere letzte Station bringt uns auf dem kleinen Fleck Gras grad vor der Predigerkirche. Dort sind Tausende von Leuten begraben, die in Basel der Pest zum Opfer gefallen sind: Im Jahr 1314, im schlimmsten Jahr der Epidemie, starben so viele Leute an der Krankheit, dass vor der Predigerkirche ein Massengrab ausgehoben und die vielen Toten darin eilig begraben wurden.

Zum Gedenken an die vielen Opfer wurde im 15. Jahrhundert der «Tod von Basel», einer der berühmtesten Darstellungen eines Totentanzes, an die Friedhofsmauer gemalt. Während zwei Jahrhunderten wurde die Abbildung vom Tod, der sowohl mit reichen Bürgern als auch mit armen Bettlern ins Jenseits tanzt, sorgfältig erhalten und restauriert, bis es verwahrloste und schliesslich übermalt wurde. Eine Kopie davon kannst du dir im historischen Museum für extra Spuk-Punkte aber immer noch ansehen!

Im Übrigen ist auch der Totentanz der Pestopfer selber noch nicht ganz vorbei: Während sie trotz ihrer eiligen Begräbnisse meist friedlich zu ruhen scheinen, sollen die Toten von Zeit zu Zeit aus ihrem Grab steigen, um die Stadt vor kommendem Unheil zu warnen, indem sie in einer grausigen Prozession aus Skeletten und verlumpten Gestalten durch die Gassen ziehen.

Das war's mit unserer Tour. Gute Nacht und habt Acht! 🎃 

Noch nicht genug gegruselt? Weitere Basler Spukgeschichten findest du hier.

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Livia Podcast Autorin

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